TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
102
Politische Geographie.
die Optimalen, in dem erblichen Besitze der höchsten Ge-
walt, so gibt dies eine Aristokratie. Die demokra-
tische Regierung pflegt nicht selten in Pöbelherrschaft
oder Ochlokratie, und die aristokratische in Oligar-
chie, willkührliche Herrschaft einiger Wenigen, auszuar-
ten; wodurch der Staat der Anarchie, in der alle
geordnete Herrschaft aufhört, folglich seiner Auflösung
nahe kommt.
Mehre Staaten, Monarchien oder Republiken, wenn
sie zu gewissen gemeinschaftlichen Zwecken mit einander
verbunden sind, bilden einen Staatenbund, dessen
gemeinschaftliche Angelegenheiten durch Bundesver-
sammlungen, auch Tagsatzungen, Kongresse
genannt, besorgt werden.
Die Staatsoberhäupter in monarchischen
Staaten haben als Regenten verschiedene Benennungen:
Kaiser, König, Großherzog, Kurfürst, Her-
zog, Fürst, Landgraf, und ihre Staaten sind daher
Kaiserthümer, Königreiche, Großherzogthümcr u. s. w.
In manchen Außereuropäischen Ländern heißen die Ober-
häupter: Padischah, Sultan, Schach, Khan,
Khalif, Nab ob, Emir, Kazike u. s. w. Die Würde
der Herrscher bezeichnen außerdem Titel, als Majestät,
Hoheit, Durchlaucht rc., Wappen und andere Insig-
nien, Krone, Fürstenhut, Zepter rc. Der Inbegriff ih-
rer hohen und nieder» Diener heißt der Hofstaat.
Die Orden, welche sie zur Belohnung von Verdiensten
oder zum Beweise ihrer Gunst erthcilen, vermehren den
Glanz, der sie umgibt. — In Republiken nennt man
die gewählten Vorsteher des Staates Präsidenten,
Landammann u. s. w.
Anmerk. 1. Im Alterthume gab es auch Theokratien, in
welchen die Vorsteher des Staates angeblich als Organe der
Gottheit regierten. Man kennt heutzutage deren noch zwei,
in Tibet.
2. Welche Staatsform die beste sey? Die, sagt Johann v. Mül-
ler, welche, mit Vermeidung der bemerkten Exzesse, die
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_v Johann
Extrahierte Ortsnamen: Oligar- Bundesver- Alterthume Tibet
79
in das Berzeichniß der Schätze des großen Abbas einge-
tragen war. Sogleich schöpfte Schach'sefi Verdacht, daß
der Schatzmeister ihn veruntreut habe. Dies war, was
seine'feinde wünschteil. Sie verdoppelten ihre Beschuldi-
gungen und malten ihn als den ärgsten Betrüger. Er
hat viele Häuser zur Bewirth ung der Fremden gebaut,
sagten sie, und andere öffentliche Gebäude mit großen
Kosten aufführen lassen. Er kam als ein nackter Knabe
an den Hof, und doch besitzt er letzt unermeßliche Neich-
chümer. Woher könnte er alle diese Kostbarkeiten, mir
denen sein Haus angefüllt ist, haben, wenn er den könig-
lichen Schatz nicht bestöhlev Ali Beg trat eben zum Könige
hinein, als ihn seine Feinde so verklagten, und mit zornigen
Blicken sprach der König: „Ali Beg, deine Untreue ist
kund geworden; du hast dein Autt verloren, und ich be-
fehle dir, in vierzehn Tagen Rechnung abzulegen." Ali
Beg erschrack nicht, denn sein Gewissen war rein. Aber
er bedachte, wie gefährlich es fein würde, seinen Feinden
vierzehn Tage Zeit zu lassen, ehe er seine Unschuld bewiese.
"Herr," sprach er deßwegen, „mein Leben ist in deiner
Hand. Ich bin bereit, die Schlüssel des königlichen Schatzes
und den Ehrenschmuck, den du mir gegeben hast, heute
oder morgen vor deinen Füßen nieder zu legen , wenn du
deinen Knecht mit deiner Gegenwart beehren willst."
Diese Bitte war dem Könige willkommen, er sagte sie
ihm zu und besichtigte gleich am andern Tage die Schatz-
kammer. Alles war in der vollkommensten Ordnung, und
Ali Beg überführte ibn, daß Schach Abbas den vermißten
Säbel selbst herausgenommen und mit den Diamanten ein
anderes.kleinod habe schmücken lassen, ohne daß er cs in
seinem Verzeichnisse bemerkt habe. Der König konnte m'cksts
dagegen einwenden, allein sein Mißtrauen hatte ihn noch
nicht verlassen. Er ersann einen Vorwand, um den Schatz-
meister in sein Haus zu begleiten, denn hier vermuthete er
die vielen Kostbarkeiten zu finden, von denen ihm seine
Höflinge gesagt hatten. Zu seiner großen Verwunderung
war auch hier alles anders. Gemeine Tapeten deckten
die Wände; die Zimmer waren mit nickt mehr als notb-
durstigem Hausrath versehen, und Sefi mußte selbst gestehen,
ein mittelmäßiger Bürger wohne köstlicher, als der Groß-
schatzmeister seines Reiches. Er schämte sich dieser zweiten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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96
statt dich auch nicht verlassen. Willst du deine Sache gut
ausgerichtet haben, so gehe selbst. Wer durch den Pflug
reich werden will, der muß ihn selbst anfassen. Das Auge
des Herrn fördert mehr, als seine beiden Hände. Eine kleine
Vernachläßigung kann großes Unheil anrichten. Weil ein
Nagel fehlte, ging das Hufeisen verloren, aus Mangel des
Hufeisens das Pferd, und aus Mangel des Pferdes der
Reiter; der Feind holte ihn ein und tödtete ihn; was nicht
geschehen wäre, wenn er den Nagel am Hufeisen gesehen
hätte.
Wer nicht ebenso gut zu sparen, als zu verdienen weiß,
der kann sich zu Tode" arbeiten, ohne einen Pfennigen hin-
terlassen. Eine fette Küche, macht ein mageres Testament,
sagt der alte Richard. Wie gewonnen, so zerronnen, heißt
es von manchem schönen Thaler. Seit die Männer über
den Spiel- und Trinkgesellschaften Art und Hammer, und
seit die Weiber über den Kaffee- und Theebesuchen, den
Spinnrocken und das Strickzeug vergessen haben, ging man-
ches Vermögen fast in derselben Zeit verloren, wo es erwor-
den wurde. Willst du reich werden, so lerne nicht allein
erwerben, sondern auch sparen, sagt der arme Richard.
Schränkt euren thörichten Aufwand ein, so dürft ihr nicht
im Hause klagen. Eine einzige Thorheit zu unterhalten, kommt
theurer zu stehn, als 2 Kinder aufzuziehen. Ihr glaubt viel- -
leicht, eine einzige Schale Thee oder Kaffee, ein Glas Wein
oder Bier, bisweilen ein trockener Bissen, etwas feinere Kleider,
und dann und wann ein besonderes Vergnügen, dieß Alles habe
so viel nicht auf sich; aber erinnert euch, was der alte Ri-
chard sagt: Ein Wenig mehrmal wiederholt macht ein Viel.
Hütet euch vor den oft wiederholten Ausgaben. Eine kleine
Oeffnung versenkt ein großes Schiff, und Wohlgeschmack
führt zum Bettelsack. —" Ihr habt euch hier zu einer öf-
fentlichen Versteigerung von allerhand.sachen versammelt
Ihr nennet diese Dinge Güter; aber ihr mögt euch wohl
vorsehen, daß sie nicht einigen zu Uebeln werden. Ihr
denkt, sie werden wohlfeil, vielleicht weit unter dem Werthe
abgehen; allein wenn ihr sie nicht nothwendig braucht, so
werdet ihr sie auf jeden Fall zu theuer bezahlen. Richard
sagt: Kaufe nur, was du nicht brauchst, so wirst du bald
verkaufen müssen, was du brauchst. — Der Weise, so
sagte der alte Richard, wird durch fremden Schaden klug,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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106
Schiffe und geschäftiger Menschen gekommen war, fiel ihm sogleich
ein großes und schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen
Wanderschaft von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keines gesehen
hatte. Lange betrachtete er mit Verwunderuug dieses kostbare Gebäude,
die 6 Kamine auf dem Dache, die schönen Gesimse und die hohen Fen-
ster, größer als an des Vaters Hause daheim die Thür. Endlich
konnte er sich nicht enthalten, einen Vorübergehenden anzureden.
„Guter Freund," redete er ihn an, „könnt Ihr mir nicht sagen, wie
der Herr heißt, dem dieses wunderschöne Haus gehört mit den Fen-
stern voll Tulipanen, Sternblumen und Levkojen ?"
Der Mann aber, der vermuthlich etwas Wichtigeres zu thun
hatte und zum Unglück so viel von der deutschen Sprache verstand,
als der Fragende von der holländischen, nämlich Nichts, sagte kurz
und schnauzig: „Kannitverstan!" und schnurrte vorüber. Dieses war
ein holländisches Wort, oder drei, wenn man's recht betrachtet, und
heißt auf Deutsch so viel, als: Ich kann Euch nicht verstehen. Aber
Ler gute Fremdling glaubte, es wäre der Name des Mannes, nach
dem er gefragt hätte. Das muß ein grundreicher Mann sein, der
Herr Kannitverstan, dachte er und ging weiter.
Gaff' aus Gaff' ein kam er endlich an den Meerbusen, der da
heißt: Het Ey, oder auf deutsch: das Ipsilon. Da stand nun Schiff
an Schiff und Mastbaum an Mastbaum; und er wußte anfänglich
nicht, wie er es mit seinen zwei einzigen Augen durchfechten werde,
alle diese Merkwürdigkeiten zu sehen und zu-betrachten, bis endlich
ein großes Schiff seine Aufmerksamkeit auf sich zog, das vor kurzem
aus Ostindien angelangt war und eben jetzt ausgeladen wurde. Schon
standen ganze Reihen von Kisten und Ballen auf- und neben einander am
Lande. Noch immer wurden mehrere herausgewälzt und Fässer voll
Zucker und Kaffee, voll Reis und Pfeffer. Als er aber lange zuge-
sehen hatte, fragte er endlich Einen, der eben eine Kiste auf der
,Achsel heraustrug, wie der glückliche Mann heiße, dem das Meer
alle diese Waaren brächte. „Kannitverstan," war die Antwort. Da
dachte er: Haha, schauts da heraus? Kein Wunder; wem das Meer
solche Reichthümer an das Land schwemmt, der hat gut solche Häuser
in die Welt stellen und solcherlei Tulipanen vor die Fenster in golde-
nen Scherben.
Jetzt ging er wieder zurück und stellte eine recht traurige Be-
trachtung bei sich selbst an, was für ein armer Mensch er wäre unter
so viel reichen Leuten in der Welt. Aber als er eben dachte: Wenn
ich's doch auch einmal so gut bekäme, wie dieser Herr Kannitverstan
es hat, kam er um eine Ecke und erblickte einen großen Leichenzug.
Vier schwarz vermummte Pferde zogen einen ebenfalls schwarz über-
zogenen Wagen langsam und traurig, als ob sie wüßten, daß sie
einen Todten in seine Ruhe führten. Ein langer Zug von Freunden
und Bekannten des Verstorbenen folgten nach, Paar an Paar, ver-
hüllt in schwarze Mäntel und stumm. In der Ferne läutete ein ein-
sames Glöckchen. Jetzt ergriff unsern Fremdling ein wehmüthiges
Gefühl, das an keinem guten Menschen vorübergeht, wenn er eine
Leiche sieht, und er blieb mit dem Hut in den Händen andächtig ste- *
*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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172
nennt eine solche Gesellschaft einen Schwarm. In jeder
Gesellschaft befinden sich dreierlei Bienen. Die erste und
vornehmste ist die Königin (die Mutterbiene, die Weisel),
welche die ganze Gesellschaft zusammenhält, und nach de-
ren Tode oder Entfernung diese in gänzliche Unthätigkeit
geräth und sich allmählich zerstreut, wofern nicht ihre
Stelle bald durch eine neue Königin ersetzt wird. Sie ist
zwar nicht die größte Biene, hat aber einen gestrecktern
Leib, als die übrigen und einen langen Stachel. Dieses
Stachels bedient sie sich jedoch nur im äußersten Nothfall,
wenn sie gedrückt oder geneckt wird. Sonst kann man sie
ohne Gefahr auf der Hand umherkriechen lassen; denn
da von ihrem Leben das Wohl der ganzen Gesellschaft
abhängt, und mit einem Stich gewöhnlich auch der Ver-
lust des Stachels und der Tod verbunden ist, so hält ein
geheimer Naturtrieb sie von einem leichtsinnigen, für sie
und ihr Reich gefahrvollen Gebrauch ihrer Waffe zurück.
So wenig aber ein Schwarm ohne eine Königin bestehen
kann, so wenig wird doch mehr als Eine geduldet. So-
bald durch einen Zufall sich zwei oder mehrere in einem
Stock einfinden, so entsteht ein allgemeiner Aufruhr. Man
nimmt eine in Schutz und bringt die andere um; oder der
Haufe theilt sich, und es bildet sich unter Anführung jeder
einzelnen Königin ein neues Reich. Die Ehrfurcht, welche
die gemeinen Bienen gegen ihre Königin bezeigen, ist außer-
ordentlich. Nächst ihr sind die Drohnen oder die männli-
chen Bienen zu bemerken, welche sich durch ihre Größe,
woran sie alle übrigen im Stock übertreffen, leicht unter-
scheiden lassen. Sie haben sehr große Augen, die beinahe
den ganzen Kopf einnehmen, kurze Flügel, einen kürzern
und feinern Rüssel und gar keinen Stachel. Endlich sieht
man auch noch in einem Stock eine Menge kleiner Bienen,
wovon eine halb so schwer ist wie eine Drohne, aber ver-
hältnißmäßig längere Flügel und einen Stachel hat. Man
nennt sie Werk- oder Arbeitsbienen, weil sie allein alle
Arbeiten verrichten. Sie bauen die Zellen, machen Honig
und Wachs, reinigen die Wohnung und schaffen zu dem
Ende allen Unrath, todte Bienen, Würmer und andere
faulende Sachen hjnaus. Ihres eigenen Kothes entledigen
sie sich außerhalb des Stockes. Andere halten an dem
Flugloche Wache, um gemeinschaftliche Feinde abzuwehren;
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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209
fersäule, die 6 — 8 Fuß dick ist, und 18 dis 24 Fuß hoch in die
Luft steigt.
186. Die Feuer von Baku.
Die Stadt Baku oder Badku au der Westküste des kas-
pischeu Meeres, liegt in einer reizenden, bergigen Gegend,
die seit alter Zeit wegen ihrer Naphta - Quellen berühmt ist.
Hiess Naphta oder Bergöhl ist im reinen Zustande weiss, sehr
leicht und flüchtig und höchst entzündbar. Oestlich, unge-
fähr eine halbe Meile von einer der reinsten Oehlquellen, ist
ein besonders merkwürdiger Ort. Er wird Atoschjah oder
Feuerort genannt. So wie man sich diesem Orte nähert,
empfindet man schon einen starken Schwefelgeruch. Der
Durchschnitt dieses Feuerortes beträgt etwas mehr als eine
Werst C\ deutsche Meile), und in der Mitte desselben sieht
man eine starke gelbblaue Feuerflamme, welche des Nachts
in vermehrter Grösse erscheint. In einiger Entfernung von
dieser Flamme haben die Geber oder Gueber (das Feuer an-
betende Indianer) und andere arme Leute kleine, steinerne
Wohnungen errichtet. Der eine leere Bodenraum, welchen die
Mauer einschliesst, ist einen Fuss dick mit fetter Lehmerde dicht
geschlagen, damit die Flamme in diesem Raume nicht durch-
breche. Wo aber der Wirth des Hauses Feuer nöthig hat,
daselbst hat er Löcher in den Lehm gelassen, und wer nun,
seine Speise oder Kaffee zu kochen, Feuer bedarf, hält ein
brennendes Licht oder ein Stückchen angezündeten Papiers
über die Oeffnung, und sogleich entstellt eine Flamme, die
jeder zu seiner Absicht besser als Holz- und Kohlenfeuer
zu behandeln weiss. Je kleiner die Oeffnung ist, mit desto
grösserer Heftigkeit bricht die Flamme hervor. Bei einer
Oeffnung von 2 Zoll erreichte sie Anfangs 3 Fuss und 10
Zoll Höhe und fiel hernach auf 2 Fuss 5 Zoll. Braucht man
das Feuer nicht mehr, so bedeckt mau die Oeffnung, nach-
dem man die Flamme ausgelöscht hat.
Eben so bereiten sich die Einwohner in der Dunkelheit
ihr Licht. In ein enges, in den Lehm gebohrtes Loch stecken
sie ein Schilfrohr von beliebiger Höhe, nachdem sie ihm vor-
her inwendig und auswendig einen Leberzug von Lehm ge-
geben haben, und zünden oben den Dunststrom an. Die Lein-
weber haben mehrere dergleichen Lichter um ihre Stühle
stellen, die ihnen vollkommenes Licht geben und weiter kei-
ner Unterhaltung und keines Putzens bedürfen. Auch braucht
man im Winter nicht einzuheizen, denn es ist da immer so
warm, dass man die Thüren beständig offen stehen lässt.
Ausser diesem verzehrenden Feuer sieht man um Baku
noch ein anderes, welches nicht zündet. Wenn nach war-
men Herbstregen die Abendluft ebenfalls warm ist, stehen
die Felder uih Baku in vollen Flammen. Oft scheint es, nls
Fifcher's Lesestücke. 14
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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216
ten Felsen abgehoben und weggeführt und unge-
heure Wälder so zerstört, dass die Bäume theils in
die Thäler gestürzt, theils zerknickt und zerschmet-
tert über einander lagen, wie die Halme auf dem
Felde nach dem Hagelschlag. Sind ja in dem einzi-
gen kleinen Land Uri mit einem Schlag 11 Menschen
unter dem Schnee vergraben worden und nicht mehr
auferstanden, gegen 30 Häuser und über J50 Heu-
ställe zerstört worden, und 359 Stück Vieh umge-
kommen. Die Schweizer, mit der Natur, ihren
Erscheinungen und Ereignissen wohl bekannt, sahen
diess schreckliche Verderben voraus. Denn auf allen
Bergen hatte ein frisch gefallener tiefer Schnee ge-
legen , und darauf war am 12 December Thauwind
und Sturm gefolgt. Da dachte nun Jedermann schon
an grosses Unglück. Wer sich und seine Wohnung
für sicher hielt, schwebte in Betrübniss und Angst
für die Armen, die es treffen würde; und wer «ich
ohne Rettung wusste, sagte zu seinen Kindern : „Mor-
gen geht uns die Sonne nicht mehr auf; bereitet euch
zu eurem Ende, betet und befehlt dem Herrn über
Leben und Tod eure Seele!“ — Da rissen sich auf
einmal und aller Orten von den Kuppen der höchsten
Berge die Lavinen los, stürzten mit entsetzlichem
Krachen über die langen Bergwände herab, wurden
immer grösser und grösser, schossen immer schneller
und schneller, krachten immer fürchterlicher und jagten
die Luft dermassen vor sich her, dass, noch ehe die
Lawine selbst ankam, durch den heftigen Luftstrom
ganze Wälder zusammen krachten, und Ställe, Scheu-
ern und Waldungen w ie Spreu davon flogen; und
wo die Lawinen sich in den Thälern niederstürzten,
da wurden stundenlange Strecken mit allen Wohnge-
bäuden, die darauf standen, und mit allem Leben-
digen, das darin athmete, erdrückt und zerschmettert.
Einer von zwei Brüdern in Uri, die mit einander
hausten, war auf dem Dache, das hinten an den Berg
anstösst, und sagte: Ich will den Zwischenraum zwi-
schen dem Berg und dem Dächlein mit Schnee aus-
füllen, und Alles eben machen, damit, wenn die
Lawine kommt, sie über das Haus wegfährt, dass
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TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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It
verdiente Züchtigung. Ob diese sonst so schwere und starke
Hand mich wenig züchtigte oder viel, das weiß ich nicht
mehr. Das weißlich aber, daß mir die Strafe von des
Vaters Hand nicht so wehe that, als das Gefühl, daß ich
Gott und meinen Vater betrübt und belogen habe.
Dieses Katechismus -Eramen wirkte tief und lange in
meiner jungen Seele nach. Das Lügen war mir schändlich
erschienen. Gott gab auf viele Jahre meinem jungen Her-
zen eine Aufrichtigkeit, welche oftmals, wenn ich gefehlt
hatte, die liebe schwere Hand des züchtigenden Vaters ent-
kräftete, so daß er den Stab Wehe aus der Hand legte
und zu mir sagte: Weil du so aufrichtig bist, und deinen
Fehler treulich bekennst und bereu'st, so will ich dir für
dießmal noch die Strafe erlassen.
29. Sprichwörter.
Wer spät aufsteht, muß den ganzen Tag laufen, und ist am
Abend doch nicht am Ziel. — Trägheit geht langsam voran, und Ar-
muth geschwind hinterdrein. — Dem Fleißigen schaut der Hunger wohl
in's Fenster, kommt aber nicht in's Haus. — Sammt und Seide
können das Feuer in der Küche auslöschen. Eine fette Küche macht
einen mageren Beutel. — Dreimal seinen Wohnsitz verändern, ist so
gut wie eine Feuersbrunst. — Wer reich werden will, muß nicht blos
auf das Gewinnen, sondern auch auf's Sparen denken. — Borgen
macht Sorgen, sowohl dem, der des Geldes bedarf, als dem, der es
herleiht. — Ein kleines Loch versenkt ein großes Schiff. — Die Arbeit
ist unser; Sorgen und Segen ist Gottes. — Mein Sprüchlein ist:
Auf Gott vertrau', arbeite brav, und leb' genau! —
30. Das Bäumchen.
Ein Knabe sah seinen Vater einen Apfelbaum psianzen.
— Was willst du, fragte der Knabe, mit dem knorrigen
Dinge machen? Gewiß ich würde ihm den Platz nicht gönnen,
sagte der Knabe.
Aber der Vater antwortete: Urtheile nicht zu früh, mein
Kind. Kennst du denn dieses Bäumchen, das du ein knor-
riges Ding nennst?
Kennen! sagte der Knabe. Man sieht ja wohl, was
es ist.
Seine äußere Gestalt, sprach der Vater, siehest du wohl ;
aber nicht das, was in ihm verborgen liegt. Siehe, das
unansehnliche Bäumchen kann ein hoher schöner Baum wer-
Fischer's Lrsestücke. 2
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Was er in dm Nothjahren 1816 und 1817 an due
Bedürftigen that, das läßt sich hier nicht erzählen; aber
die Engel im Himmel haben es gesehen. Da seine eigene
Ehe kinderlos blieb, so nahm er die beiden ältesten Söhne
seiner zwei noch lebenden Brüder (jetzt wohlhabende Land-
leute) zu sich ins Haus und bestimmte sie zu seinen Erben.
Um sie jedoch in der Demuth zu erhalten, zeigte er ihnen oft
die für ihn segenbringende Stecknadel, die jetzt an einem
sehr feinen holländischen Tuchrock prangte, und vermachte
diese Stecknadel zum fortgehenden Erbstück für den, welcher
jederzeit der älteste in der Familie sein würde.
Es sind erst wenige Jahre, seit dieses Kind des Elen-
des, des Glückes und des frommen Fleißes im stillen Frie-
den aus der Welt hinweg schied.
89. Räthsel.
Ich, ein kleines Thierchen, bin
Die geübt'ste Jägerin;
In den Winkeln, an den Mauern
Pfleg ich auf das Wild zu lauern
Ohne Hund und Schießgewehr;
Netze spann ich um mich her,
Und mein Tisch bleibt selten leer.
90. Die Tabackspseif e.
"Gott grüß euch, Alter! schmeckt das Pfeifchen?
Weist her! — Ein Blumentopf
Von rothem Thon, mit goldnen Reifchen!
Was wollt ihr für den Kopf?"
O Herr, den Kopf kann ich nicht lasten,
Er kommt vom bravsten Mann,
Der ihih Gott weiß es! einem Bassen
Bei Belgrad abgewann.
Da, Herr, da gab es rechte Beute.
Es lebe Prinz Eugen!
Wie Grummet sah man unsre Leute
Der Türken Glieder mähn. —
"Ein ander Mal von euren Thaten.
Hier, Alter, seid kein Tropf,
Nehmt diesen doppelten Dukaten
Für Euer» Pfeifenkopf."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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